2. Eltern und Geschwister
Der Vater Bernard Janssens, ein betuchter Einzelgänger aus Tilburg in der niederländischen Provinz Brabant, kam zunächst nach Ostpreußen und erwarb Anfang der dreißiger Jahre ein Landhaus in Westfalen mit einem großen Garten, das heutige Jägerhaus bei Telgte. Er hatte ein feines Gehör und war Geiger aus Vergnügen. Er blieb sein Leben lang ein gebildeter und kritischer Bonvivant, das Haupt einer großen Familie, starb 1954.
Die Mutter Gertrud Lackmann, geboren in Bochum, Tochter aus einer Arztfamilie in Wolbeck, heiratete Bernard im Jahr 1915. Sie bildete sich selbst zur Gärtnerin, aus Leidenschaft. Sie schenkte neun Geschwistern das Leben und zog sie auf. In ihren üppigen Gärten blühten farbenprächtige Blumenrabatten, duftende Bauernrosen, gediehen Erdbeeren und Spargel von ihrer Hand und alles, was man zum Leben brauchte. Damals. Sie starb 1969.
Jetje, Mia, Franzje, Bernard, Walter, Wijnand, Fritz, Frauke – und als Nachzögling Peter erquickten Haus und Garten. Die Mutter ließ ihnen allen ihren Lauf; Piet aber hütete sie im Besonderen: „Mein Rat für Dein Leben geht dahin, immer heiter zu sein. Das klingt primitiv, aber es ist wichtig für Dich als Sohn deines Vaters.“(2) Dafür hat sie früh gesorgt, ihr Spruch ist Peters Lebensregel geworden. Mit Kehrseiten hat er so gestritten, dass sie ihn nicht verdüstern sollten. Einhelligkeit, in der er sich wohlfühlt wie die Vögel in der ausladenden Kiefer links vor dem Haus, ist sein Ziel von Kindesbeinen an.
Es muss eine künstlerische Ader in die Janssens geflossen sein; woher sie sich speist, ahnen wir, wissen es aber nicht: Eine Lebenskünstlerin, eine Kinderpflegerin, eine naive Malerin, der früh gestorbene erstgeborene Sohn, ein Handelsmann, ein Maler, ein Holzwurm, eine aus dem Gemüt schöpfende Töpferin und der Komponist & Klavierspieler, der trovador de dios. Ein Familienensemble ganz eigener Art entwuchs dem Gelände des Jägerhauses, das der dort sesshaft gewordene Niederländer Peter Janssens als exterritoriales Gebiet sein Leben lang begriffen und gewahrt hat. Das Jägerhaus hat seinen eigenen Brunnen. „Und der Brunnen ist tief“(3), reicht an uralte unterirdische Ströme.
aufgeschrieben von
Friedrich Karl Barth