2. In den Siebzigern…
In den Siebzigern, mehr gegen Ende,
kam das Leiden der Kreatur,
der Tiere, in ihr Bewusstsein und wurde
zum radikalen Inhalt ihres Denkens und Handelns.
Was hat sie alles in die Wege geleitet,
ohne Rücksicht auf eigene Verluste!
Die Produktionen der beiden
nahmen eine Wendung ohnegleichen.
„Das ist keine Stelle,
die dich nicht sieht.
Du musst dein Leben ändern.“ (Rilke)
Sie hat den Skandal einer hybriden anthropozentrischen Industrie,
die gnadenlos mit Tieren umging, umgeht,
bekämpft,
das Leben der Janssens, die Gärten, und die Gäste darin
gewandelt.
Sie ist aus ihrer katholischen Kirche ausgetreten,
weil die, wie meine evangelische, das Thema bagatell handhabte.
„Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete
und hätte der Liebe nicht …“ (1.Cor.13)
der Liebe für die Tiere, so erweitert dachte sie:
ihr klingelnden Schellen.
Seit Bonifaz und Kater Mau
wurde das Janssensche Latifundium ein Paradies
für gequälte Tiere,
die zu heilen ihre vornehme Pflicht wurde.
Sie redete mit den Tieren,
sie futterte, wirtete, kraulte, sortierte, verarztete sie,
weckte sie frühmorgens aus ihren
und brachte sie zur Nacht in ihre Ställe,
begrub die toten in ihren Garten Eden.
Einer asketischen Eremitin gleich
lebte sie vor allem nach Piets Tod 1998
mit den Tieren wie mit uns.
Die Ihren kannte sie unterschiedslos mit Name
jedes Tier spürte aus Wilgard
den auf Menschenkinder gedichteten Vers:
„Kennt auch dich und hat dich lieb.“ (vgl. EG 511)
Ein Gottesbegriff, den die Kirchen nötig brauchten.
FRANZISKANISCHE TRADITION.
3. Wilgard Janssens hat sich vollendet…
Aus der Rede bei der Beerdigung
Friedrich Karl Barth